Corona-Virus in Schweden

Wie fast überall auf der Welt ist auch hier in Schweden das Corona-Virus aufgetaucht und verbreitet sich zügig. Viele Staaten haben einschneidende Maßnahmen erlassen, die die Freiheit ihrer Bürgerinnen und Bürger stark einschränken. Manche versuchen gar ihre eigenen Machtbefugnisse über die als mit einer Demokratie verträglich erachteten Grenzen hinaus auszudehnen. Schweden macht hier vieles anders und es muss sich noch zeigen, ob dieser Weg wirklich der richtige ist.

So sind die Einschränkungen für die Bevölkerung deutlich milder, es werden bisher größtenteils nur “starke Empfehlungen” ausgesprochen, während andere Länder schon seit Wochen ihre Grenzen für den Reiseverkehr gesperrt und weitreichende Ausgangssperren erlassen haben. Zu der schwedischen Kultur gehört aber auch ein starkes Vertrauen in den Staat und die Regierung, sodass Regeln und eben auch Empfehlungen von einer Vielzahl der Leute befolgt werden. Damit sind zum Teil die recht leeren Straßen hier in Lund zu erklären. Andererseits wurde aber auch die Lehre hier an der Uni auf Distanzunterricht umgestellt, sodass die Studierenden nicht notwendigerweise in Lund bleiben müssen. Verglichen mit der Belebtheit in den Semesterferien ist dann doch kein großer Unterschied in der Studentenstadt Lund festzustellen. Immerhin: Laut Google wirken auch die schwedischen Maßnahmen und viele bleiben zu Hause.

Hinsichtlich der Stabilität des Gesundheitssystems sollte ich aktuell vermutlich besser in Deutschland als in Schweden sein, zumindest ist die Anzahl der Intensivbetten pro Einwohner in Deutschland etwa dreimal so hoch (wenn ich mich richtig erinnere). Bisher ist die Region Skåne aber noch recht verschont geblieben und entsprechend gibt es bisher noch keine Versorgungsprobleme. Wie alle anderen auch, bin ich sehr gespannt, wie es sich weiter entwickelt. Zumindest muss ich mir als Angestellter bei der staatlichen Institution “Uni” keine großen Sorgen um meinen Job machen…

Ende des Marie Curie Projekts

Heute ist der letzte Tage meiner Anstellung an der Uni Lund. Einerseits bereits heute, da jemand vor zwei Jahren vergessen hat, dass 2020 ein Schaltjahr ist. Andererseits soll das aber auch nicht das Ende meiner Zeit in Schweden sein, die Verwaltung braucht aber noch etwas, bis mein Vertrag fertig ist. Das geht hier aber auch rückwirkend, was an meiner vorherigen Institution niemals möglich gewesen wäre. In ein paar Tagen sollte mein neuer Vertrag fertig sein und es bleiben noch knapp zwei Jahre als “Forscher”, bevor auch in Schweden befristete Anstellungen ein Problem werden.

Bankkonto

Da der Fremdwährungseinsatz der heimischen Kreditkarte durchaus etwas Geld kostet, bietet es sich an ein Bankkonto zu eröffnen, das in Schwedischen Kronen geführt wird. Laut der Bank Nordea benötigt man dafür zwingend, da gesetzlich vorgeschrieben, eine schwedische ID-Kort. Netterweise wurde mir von der Dame am Schalter in Lund aber auch gesagt, dass sie von Kunden gehört hat, dass es bei der SEB um die Ecke auch ohne geht.

Und tatsächlich, dort war das alles kein Problem. Mein Arbeitsvertrag wurde gerne kopiert und auch mein “Personbevis”, den ich nach Erhalt der Personnummer online beim Skatteverket bestellt hatte. Dennoch wurde mir eine “Fake-Personnummer” zugewiesen, da die richtige Personnummer anscheinend doch nur zusammen mit einer Kopie der ID-Kort gespeichert werden darf. Diese möge ich bitte nachreichen, wenn ich sie habe.

Die monatlichen Kosten belaufen sich auf 15kr/Monat für die Maestro-Karte (Kreditkarte gibt’s erst später, wenn ich ein paar Monate Geldeingang auf dem Konto hatte) sowie 120kr/Jahr für die Anbindung an das BankGiro-System. Dieses wird in Schweden genutzt, um Rechnungen (einfacher?) zu bezahlen. Man überweist sein Geld nicht an eine Kontonummer, sondern an eine solche BankGiro-Nummer. Den Sinn habe ich noch nicht ganz verstanden. Ich sehe gerade nur den Vorteil, dass anscheinend jede Bank genau weiß wer hinter welcher BankGiro-Nummer steckt. So wurde mir beim Überweisen der Gebühr für die ID-Kort an das Skatteverket nach Eingabe der Nummer gleich der richtige Empfänger angezeigt. Eine normale SEPA-Überweisung hätte es aber eigentlich auch getan…

Ich hätte natürlich auch erst eine ID-Kort beantragen können, bevor ich ein Konto eröffne. Diese zu bekommen soll aber 4 bis 5 Wochen dauern und man muss für die ID-Kort einen Betrag in schwedischen Kronen auf eine BankGiro-Nummer überweisen. Da ist ein schwedisches Bankkonto hilfreich, auch wenn das Überweisen wohl auch bei z.B. Fondex in Lund ohne Konto gehen soll.

Personnummer

Eine Personnummer zu haben ist in Schweden absolut notwendig, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Man braucht sie an den verschiedensten Stellen: An offiziellen Stellen wie der Bank oder dem Arbeitgeber, aber auch weniger offiziellen Stellen wie der Bücherei oder (bestenfalls) auch bei der privaten Wohnungssuche. Ohne Personnummer hat man es entsprechend schwer, da jeder selbstverständlich davon ausgeht, dass man selbst eine solche Nummer besitzt. Diese Nummer dient zur eindeutigen Identifikation der Person und besteht aus dem Geburtsdatum und einer vierstelligen Kontrollnummer.

Entsprechend bestand unsere erste Handlung nach dem Umzug darin persönlich beim Skatteverket vorstellig zu werden, um diese Personnummer zu beantragen. Wir benötigten hierfür unsere Reisepässe (Personalausweis soll schwierig sein, haben wir nicht versucht), Heiratsurkunde, Geburtsurkunden der Kinder sowie meinen Arbeitsvertrag, der für einen Zeitraum von mindestens einem Jahr gelten muss. Unter (u.a.) diesen Umständen kann man in das Melderegister aufgenommen werden und erhält damit seine Personnummer. Info beim Skatteverket.

Wir sind an einem Montag um kurz nach 10 Uhr beim Skatteverket in Lund aufgetaucht und mussten nur kurz warten. Uns wurde dann von einem freundlichen Herrn auf Englisch erklärt, wie das entsprechende Formular auszufüllen ist, nachdem wir unser Anliegen vorgetragen haben. Die 4 Seiten waren zügig ausgefüllt und anschließend wurden unsere mitgebrachten Dokumente kopiert. Uns wurde mitgeteilt, dass die Bearbeitung 1 bis 2 Wochen dauern würde und wir dann einen Brief an die von uns angegebene Wohnadresse geschickt werden würde. Diese mussten wir übrigens in keiner Weise durch einen Mietvertrag belegen.

Bereits am darauffolgenden Donnerstag haben wir eine E-Mail erhalten mit einer kurzen Nachfrage vom Skatteverket: Das Land, aus dem wir nach Schweden gezogen sind, wurde nachgefragt. Am Freitag hatten wir dann zwar noch keine Post im Briefkasten, konnten uns aber bereits auf den üblichen schwedischen Websites, in denen man Infos aus dem Melderegister bekommt, finden. Entsprechend war die Eintragung erfolgreich, nur unsere Personnummer kannten wir noch nicht. Diese erhielten wir dann aber am Montag per Post, es hat also tatsächlich nur eine Woche gedauert.

Außerdem scheint es der Post hier egal zu sein, dass an Briefkästen teilweise keine Namen angebracht sind. Briefe werden dennoch eingeworfen. Ganz anders in Deutschland, wo man zügig entsprechende Mahnungen von der Post bekommt.

Ummelden des Autos

Hier geht es um die Ummeldung eines Autos aus Deutschland in Schweden zur eigenen Verwendung. Ich fand eine Seite im Internet (Link) sehr praktisch, in der die Ummeldung tagebuchartig beschrieben wurde. Das möchte ich deshalb auch gerne machen. Ich gebe die Tage als Werktage an, in Klammern die tatsächlich vergangenen Tage.

Tag 1 (ein Donnerstag) Online das Formular ausgefüllt und zusammen mit dem Kaufvertrag, Fahrzeugbrief und Kopie vom Personalausweis der Verkäuferin (letzteres vermutlich unnötig) per “Registered Mail” (77SEK) abgeschickt. Außerdem die 600SEK Bearbeitungsgebühr überwiesen.

Tag 2: Geld sollte angekommen sein, Einschreiben wurde laut Tracking um kurz nach 7 in der Abholstelle hinterlegt, aber nicht abgeholt.

Tag 3 (5): Brief wurde abgeholt. Gleichzeitig erreicht uns der Brief mit den Bezahlinformationen. Haben wir ja schon erledigt, weshalb wir ihn ignorieren.

Tag 6 (8): Uns erreicht eine E-Mail von einer Sachbearbeiterin, dass zu unserem Antrag leider der Fahrzeugschein fehlt. Den hatten wir nämlich nicht mitgeschickt. Da es schon kurz vor 6 Uhr ist, geht der Brief heute nicht mehr raus.

Tag 7 (9): Abschicken des Fahrzeugscheins mit Verweis auf unsere Bearbeitungsnummer (die Ärendenummer), die uns an Tag 1 nach Ausfüllen des Onlineformulars schon mitgeteilt wurde. Weitere 77SEK.

Tag 8 (12): Der Brief erreicht um kurz nach 7 die Abholstelle, wird aber wie vor einer Woche ebenfalls nicht um 9 abgeholt. Anscheinend müssen die Briefe dort erst einen Tag liegen. Ich frage schon einmal bei verschiedenen Firmen wegen der folgenden Fahrzeugüberprüfung an. Besikta kann uns vor Abschluss der Ursprungskontrolle nichts zu einem möglichen Termin sagen. Die Kosten würden 2158SEK + 499SEK sein. Dekra hat die nächste Station, die die Registrierungsuntersuchung machen kann, in Göteborg, was einige Autostunden von uns entfernt ist. Dafür sind aber eine Reihe Termine in den nächsten Tagen frei. Kosten: 1850SEK + 459SEK. Bilprovningen ist einfach nur sehr langsam im Beantworten von E-Mails und fällt deshalb aus. Carspect gibt uns direkt die Kontaktdaten von deren Mitarbeiter Stefan, der die Untersuchungen in Malmö durchführt. Dieser teilt uns kurzfristig per E-Mail mit, dass in den nächsten Tagen noch eine Reihe Termine frei sind. Kosten: 1850SEK + 425SEK. Einen Termin sollen wir erst abmachen, wenn die Ursprungskontrolle erledigt ist.

Tag 9 (13): Der Brief mit dem Fahrzeugschein wird um kurz nach 9 abgeholt. Eine Stunde später bekommen wir von der Sachbearbeiterin per E-Mail das “okay”, die Ursprungskontrolle war erfolgreich. Wir können uns um einen Termin zur Registrierungskontrolle und der jährlichen Kontrolle kümmern. Aufgrund der Vorbereitung rufen wir direkt Stefan bei Carspect an und erhalten für Tag 11 einen Termin um 8 Uhr morgens. An Tag 10 ist er noch in Göteborg.

Tag 11 (15): Der Brief von Transportstyrelsen über die erfolgreiche Ursprungskontrolle kommt an. Ohne den vergessenen Fahrzeugschein hätten wir also zwei Tage extra auf die Bestätigung warten müssen, da wir vermutlich keine E-Mail mit der Bestätigung bekommen hätten. Wir hätten aber auch 3 Werktage Postlaufzeit gespart. Es hat also effektiv einen Tag und 77SEK gekostet den Fahrzeugschein zu vergessen. Wir fahren zu Carspect nach Malmö und kommen sofort dran. Wir können zusehen, wie zwei andere Mitarbeiter die jährlichen Inspektionen an verschiedenen Kundenfahrzeugen mittig im “Warteraum” ausführen. Die Kinder finden es klasse. Unser Auto ist derweil bei Stefan in einer Garage nebenan und wird dort gründlich überprüft. Nach 45 Minuten sind wir wieder draußen und halten die Bestätigung über die erfolgreiche Kontrollbesiktning, die Information über unser neues zufälliges Kennzeichen sowie die erfolgreiche jährliche Überprüfung in den Händen. Stefan teilt uns mit, dass wir die Kennzeichen in 2 bis 3 Werktagen per Post erhalten. Dann müssen wir das Auto noch “aktivieren”, was nur geht, wenn wir eine Versicherung abgeschlossen haben. Meine Versuche Informationen zu einer Versicherung zu bekommen sind bisher immer daran gescheitert, dass mir gesagt wurde, dass wir zunächst ein Kennzeichen benötigen. Dieses haben wir nun aber ja. Und es taucht bei einigen Versicherern nur wenige Stunden nach der Registrierung auch schon in der Datenbank auf. Da sind die Schweden ja schnell, was das öffentliche Zugänglichmachen von persönlichen Daten angeht. Wir holen also eine Reihe Vergleichsangebote entweder per E-Mail oder direkt auf der Website der Versicherer ein. Auf dem Rückweg von Carspect ist übrigens eine Glühlampe vom Abblendlicht ausgefallen. Zum Glück erst dann.

Tag 12 (16): Wir schließen eine Versicherung für unser Auto ab Tag 13 ab. Das geht vollständig per E-Mail.

Tag 13 (19): Der Brief von Transportstyrelsen mit den Fahrzeugpapieren kommt an.

Tag 14 (20): Die Kennzeichen kommen an. Wir aktivieren die Registrierung unseres Autos mit den Login-Daten, die auf den Fahrzeugpapieren angegeben sind, für den folgenden Tag. Damit ist die Anmeldung in Schweden abgeschlossen. Wir dürfen unser Auto für 3 Wochen verwenden ohne die Steuern zu bezahlen. Die Unterlagen dazu sollen uns in den nächsten Tagen per Post zugehen.

Wohnungssuche

Eine Wohnung in einem entfernten Land zu finden ohne vor Ort zu sein, kann sich als durchaus schwierig gestalten. Zumindest wurde uns das vorher von vielen Seiten gesagt. Auch die Beschreibung des Mietmarkts in und um Lund wurde als alles andere als rosig beschrieben. Entsprechend viele Gedanken machten wir uns, wie das bloß klappen sollte, zumal wir nicht besonders früh anfangen konnten zu suchen, da ich meinen Arbeitsvertrag erst recht kurzfristig erhalten habe.

Von vielen Seiten wurde uns die Website blocket.se empfohlen, da darüber wohl ein Großteil der Wohnungen vermietet wird. Es ist so etwas wie das Ebay-Kleinanzeigen für Schweden. Man findet dort so ziemlich alles, muss für das Erstellen von Anzeigen aber auch bezahlen. Wir haben dort eine Suchanzeige erstellt, was auch viele andere tun. Darin haben wir uns relativ ausführlich vorgestellt, um potentielle Vermieter anzusprechen. Etwas kompliziert wird einem die Bezahlung gemacht: Man hat ganze zwei Optionen, entweder per schwedischer Telefonnummer zu zahlen oder per Kreditkarte. Nur schade, dass letztere auf Kreditkarten aus Dänemark, Norwegen, Schweden oder Finnland beschränkt ist. Das bekommt man beim Bezahlprozess dadurch mitgeteilt, dass die Transaktion “nicht erfolgreich” ist. Wenn man also niemanden kennt, der die Bezahlung erledigen kann (wir kannten jemanden, danke Lukas!), bleibt einem diese Variante der Wohnungsfindung versperrt.

Auch wenn es auf unsere Anzeige eine sehr positive Reaktion gab, haben wir unser Haus selbst über die Mietanzeigen auf blocket.se gefunden. Uns wurde das Haus netterweise vorab per Skype gezeigt und wir konnten gegenüber zwei anderen Familien mit etwas älteren Kindern “bestehen”, ohne dass unsere Vermieter uns persönlich kennengelernt hatten. Nachdem wir die Zusage bekommen hatten, dass wir das Haus mieten können, sind wir relativ spontan die 700km nach Schweden gefahren, haben uns am nächsten Vormittag das Haus persönlich angesehen, den Mietvertrag unterschrieben und waren abends wieder zu Hause.

Und das mit 3 Kindern, die in Summe nur 66 Monate alt waren. Hat aber erfreulich gut geklappt. Wie eigentlich insgesamt die Wohnungssuche. Wir hatten anscheinend etwas Glück. Und sehr geduldige Kinder. Das Haus liegt zwar etwas außerhalb von Lund und ich muss 10.5km zur Uni zurücklegen, bisher klappt das mit dem Fahrrad dank hervorragend ausgebauter Radwege aber sehr gut.

Förderung durch die EU

Seit heute wird meine Forschung an der Uni Lund durch die EU gefördert. Ich habe einen Marie Sklodowska Curie Grant für zwei Jahren bekommen, wodurch ich unabhängiger meine eigenen Forschungsziele verfolgen kann. Es geht in dem Projekt darum die Methode mit der höchsten Zeitauflösung (Attosekunden) mit der Elektronenmikroskopie (Nanometer) zu verbinden, um beispielsweise Ladungstransferprozesse untersuchen zu können. Dies ist bisher in räumlich inhomogenen Systemen nicht zufriedenstellen möglich, aber höchst relevant z.B. in der Forschung an organischen Solarzellen.

This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under the Marie Sklodowska-Curie grant agreement No 793604.